Störungsbilder bei
Kindern und Jugendlichen
Im Folgenden können Sie sich über die wichtigsten Störungsbilder, die wir in unserer Praxis behandeln, informieren.
Die Therapie erfolgt auf Grundlage einer ärztlichen Verordnung.
Aphasie bei Kindern
Aphasien sind Sprachstörungen, die durch eine plötzliche Hirnschädigung (zum Beispiel durch einen Unfall) verursacht werden. Die durch eine Aphasie bedingte Sprachstörung kann sich auf das Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben auswirken.
Die Aphasie betrifft bei Kindern die sich noch entwickelnde Sprache. Dank der Plastizität des kindlichen Gehirns und der damit verbundenen Möglichkeiten, gestörte Funktionen durch Aktivierung anderer Hirnregionen zu kompensieren, gibt es für den Verlauf der kindlichen Aphasien häufig eine positive Prognose.
Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
Bei einer zentral-auditiven Verarbeitungsschwäche (auch zentrale Fehlhörigkeit genannt) handelt es sich nicht um eine Hörstörung. Das periphere Hörvermögen, d.h. Mittel- und Innenohr, ist völlig in Ordnung.
Der von den intakten Ohren aufgenommene Schall wird bei einer zentral-auditiven Hörverarbeitungsschwäche im Gehirn verzögert, unscharf oder sogar falsch entschlüsselt. Es handelt sich also um eine Störung der Verarbeitungsprozesse im Gehirn.
So empfinden betroffene Menschen z.B. normale Umgebungsgeräusche als zu laut, die Kommunikationspartner als zu leise und können sich in geräuscherfüllter Umgebung (z.B. im Klassenzimmer) nicht auf die entscheidenden Schallquellen (z.B. die Stimme des Lehrers) konzentrieren.
Die Folge ist, dass die Hörleistung absinkt. Genauer gesagt liegt in geräuscherfüllter Umgebung eine Störung der Sprachdiskrimination vor (dies ist häufig beim Hören, Merken, Wiederholen, Umsetzen ins Schriftbild etc. zu bemerken).
Dysarthrien / Dysarthrophonien
Bei einer Dysarthrie bzw. Dysarthrophonie handelt es sich um eine neurologisch bedingte Sprechbewegungsstörung, die u.a. durch Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder degenerative Erkrankungen, wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose hervorgerufen werden kann.
Abhängig von dem Ort und der Ausprägung der Schädigung im Gehirn, treten bei einer Dysarthrie/Dysarthrophonie Störungen der Artikulation (Aussprache), Phonation (Stimmgebung), Respiration (Sprechatmung) und/oder Prosodie (Sprechrhythmus und -melodie) auf. Andere sprachliche Fähigkeiten (z.B. das Sprachverständnis, Schreiben oder die Wortfindung), sowie die allgemeine Intelligenz, sind bei einer reinen Dysarthrie nicht beeinträchtigt.
Die Sprechweise eines von einer Dysarthrie betroffenen Menschen kann z.B. folgende Veränderungen aufweisen:
Dysgrammatismus
Dysgrammatismus bezeichnet die Störung des Satzbaus und der Grammatik. Ein Dysgrammatismus liegt vor, wenn ein 4-5jähriges Kind noch Schwierigkeiten bei der Bildung von Sätzen und der Beugung von Wörtern hat.
Symptome sind z.B.:
Häufig ist die Störung mit vermindertem aktiven und passiven Wortschatz, geringer Hörgedächtnisspanne, Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen und einem beeinträchtigten Rhythmusgefühl verbunden.
Dyslalie (Artikulations- und Aussprachestörung)
Der Begriff "Dyslalie" oder auch "Artikulations-" bzw. "Aussprachestörung" steht für eine von der Altersnorm abweichende Lautbildung.
Dabei werden von den Kindern einzelne Laute oder Lautverbindungen (gelegentlich auch ganze Silben) ausgelassen (z.B. "bau" statt "blau").
Man unterscheidet grob zwei Arten für Artikulations- bzw. Aussprachestörungen. Zum einen kann es sein, dass ein Kind einen Laut (oder auch mehrere Laute) überhaupt noch nicht oder nicht richtig bilden kann, zum anderen kommt es vor, dass das Kind die Regeln noch nicht erfasst hat, nach denen der Laut in der Muttersprache verwendet wird. Letzteres zeigt sich z.B. wenn ein Kind den Laut K zwar immer in der Mitte und am Ende eines Wortes richtig ausspricht (z.B. "Jacke", "Rock"), am Wortanfang aber das K konsequent durch T ersetzt, wodurch es zu einer Verzerrung der Bedeutungen kommt ("Keller" wird so zu "Teller", "Kasse" zu "Tasse" usw.).
Infantile Dysphagie
Bei einer infantilen Dysphagie handelt es sich um eine neurologisch bedingte Störung des Schluckvorganges bei Kindern.
Der Begriff "Dysphagie" leitet sich vom griechischen Wort "phagein" (=essen) ab und bezeichnet eine neurologisch bedingte Störung des Schluckablaufes.
Für die Betroffenen besteht hierbei die Gefahr, dass Nahrung, Speichel oder Flüssigkeit in die Atemwege gelangen und dort Erstickungsanfälle oder Entzündungen der Lungen hervorrufen kann.
Patienten mit einer Dysphagie können folgende Symptome zeigen:
Als Folge der oben genannten Symptome kann es zu sozialer Isolation kommen.
Juvenile Dysphonie
Mit dem Begriff "Juvenile Dysphonie" bezeichnet man hörbar auffällige Veränderungen des Stimmklangs (z. B. Heiserkeit) bei Kindern, die länger als ca. 3 Monate andauern und mit Einschränkungen der allgemeinen Stimmleistung einhergehen.
Die häufigste Form der Stimmstörung bei Kindern, die sogenannte "hyperfunktionelle Dysphonie", beruht auf einer permanenten Überanspruchung der Stimme, wodurch es zu organischen Veränderungen an Kehlkopf und Stimmlippen (z.B. "Stimmlippenknötchen") als Folge kommen kann.
Lese-Rechtschreib-Schwäche
Hierbei handelt es sich um Schwierigkeiten bzw. Entwicklungsverzögerungen im Bereich des Lesens und Schreibens. Es kommt zum Beispiel zu häufigen und schwerwiegenden Lesefehlern, verzögertem Lesetempo und Schreibfehlern. Der Ursachenkatalog ist lang und umfangreich und es gibt keine isolierten organischen, psychischen oder sozialen Bedingungen, die in jedem Fall zu einer Lese-Rechtschreib-Schwäche führen. Es gibt mehr Jungen als Mädchen, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche entwickeln.
Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten entwickeln Kinder in allen Kulturen mit Schriftsprache.
Die Primärsymptomatik beinhaltet die „typischen“ Fehler, wie zum Beispiel Drehungen und Kippungen von Buchstaben oder Umstellungen der Buchstabenfolge innerhalb eines Wortes beim Schreiben. Auch beim Lesen kann es zum Beispiel zu Buchstabenverwechslungen, -hinzufügungen, -auslassungen und/oder –ersetzungen kommen. In den Bereich der Sekundärsymptomatik fallen Verhaltensauffälligkeiten wie zum Beispiel Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität, Vermeidungsverhalten, psychosomatische Beschwerden sowie Selbstwertproblematik.
Mutismus
Der Begriff Mustismus (von lat. "mutus" = stumm) bezeichnet eine Störung der Kommunikation.
Das Störungsbild des Mutismus zeigt sich darin, dass Personen, die bereits Sprache erworben haben, nicht mehr sprechen. Das heißt, diese Personen schweigen über einen längeren Zeitraum hinweg entweder immer ("totaler Mutismus") oder aber nur in bestimmten Situationen oder gegenüber bestimmten Personen (-gruppen) ("selektiver Mutismus"). Es lassen sich keine organischen Ursachen als Grund für das Schweigen feststellen, das Sprech- und Hörvermögen der schweigenden Personen ist intakt.
Hauptsymptom des Störungsbildes Mutismus ist die zeitweilige Stummheit der Personen, jedoch kann auch ihr Gesamtverhalten auffällig sein. Hierunter zählen z.B. Ängstlichkeit, Selbstunsicherheit, Gehemmtheit, Überempfindlichkeit, Eigensinn und negativistisches Verhalten.
Da mutistische Kinder aufgrund ihres Schweigens nur über eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten (Mimik, Gestik, aufschreiben etc.) verfügen, ist der Wissenserwerb erschwert. Des weiteren kann es vorkommen, dass das Kind innerhalb bestimmter Gruppen (Schulklasse, Sportverein etc.) eine Außenseiterrolle einnimmt.
Poltern
Poltern gehört zu den Störungen des Redeflusses. Im Gegensatz zu einem Stotterer, bei dem der Redefluss unterbrochen ist, spricht ein Polterer zwar flüssig, redet aber viel zu schnell, überhastet und zumeist undeutlich. Charakteristische Merkmale des Polterns sind
Durch diese Symptomatik fällt es dem Zuhörer oft schwer, den Ausführungen eines Polterers zu folgen.
Erstaunlicherweise und sogar wissenschaftlich erwiesen, haben Polterer kein Störungsbewusstsein. In der Regel sind es Angehörige oder Freunde, die einen polternden Mitmenschen auf seine Sprechweise aufmerksam machen.
Poltern kann auch in Kombination mit anderen Sprachstörungen auftreten, wie zum Beispiel einer Lese-Rechtschreib-Schwäche und Stottern.
Rhinophonie - Näseln
Näseln ist eine Störung des Stimmklanges.
Symptom ist der nasale bzw. "verschnupfte" dumpfe oder andersartig auffällige Sprech- und Stimmklang. Zusätzlich kann es zu Veränderungen der Artikulation kommen.
Man unterscheidet zwischen offenem (Rhinophonia aperta) und geschlossenem (Rhinophonia clausa) Näseln.
Offenes Näseln: Beim Sprechen entweicht zu viel Luft durch die Nase, da das Gaumensegel den Nasenraum nicht oder nur unzureichend vom Mundraum abschließt.
Dadurch klingen alle Laute mit Ausnahme der sogenannten "Nasale" (die Laute m, n, ng) unnatürlich.
Eventuell können einige Laute auch gar nicht erst gebildet werden.
Geschlossenes Näseln: Die Luft entweicht beim Sprechen der nasalen Laute (m, n und ng) nicht wie üblich durch die Nase, sondern durch den Mund. Nasenatmung sowie Geruchssinn sind behindert.
Sprachentwicklungsstörung (SEST)
Bei einer Sprachentwicklungsstörung können, ebenso wie bei der Sprachentwicklungsverzögerung, die sprachlichen Bereiche der Artikulation, der Grammatik, des Wortschatzes und des Sprachverständnisses betroffen sein.
Die Störungen in den einzelnen Sprachbereichen sind im Vergleich zur Sprachentwicklungsverzögerung jedoch wesentlich massiver.
Eine Sprachentwicklungsstörung tritt häufig in Kombination mit den unterschiedlichsten Entwicklungsbeeinträchtigungen auf.
SSES bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern
Mehrsprachigkeit führt nicht grundsätzlich zu Entwicklungsproblemen. In der Regel erwerben Kinder eine Zweitsprache (z.B. Deutsch) im Laufe eines Jahres soweit, dass ihnen eine alltägliche Kommunikation (z.B. im Kindergarten) gelingt. Sprech- und Sprachauffälligkeiten bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern treten meist nicht isoliert in einer Sprache auf, sondern sowohl in der Muttersprache, als auch in der zweiten Sprache.
Am häufigsten sind zu beobachten:
Manchmal kann es auch zu einer vorübergehenden Sprachverweigerung kommen, das heißt ein Kind weigert sich, eine bestimmte Sprache zu benutzen.
Spezifische Sprachentwicklungsstörung (SSES)
Bezieht sich nur auf die sprachlichen Fähigkeiten in den Bereichen Artikulation, Wortschatz, Grammatik und Sprachverständnis.
Sprechapraktische Störungen bei Kindern / Verbale Entwicklungsdyspraxie
Die verbale Entwicklungsdypraxie betrifft die sprechmotorische Kontrolle, d.h. die Planung und Ausführung von Sprechbewegungen. Es liegen keine organischen Schäden oder funktionelle Defizite in der Sprechmuskulatur vor.
Durch die Störung werden die Reifungsprozesse kindlicher Hirnstrukturen beeinträchtigt, wodurch die Entwicklung der Planungsmuster für Sprechbewegungen gestört wird.
Das Störungsbild der verbalen Entwicklungsdyspraxie ist sehr variabel, jedoch können die folgenden Symptome häufig beobachtet werden:
Durch eine verbale Entwicklungsdyspraxie wird der Prozess des Spracherwerbs nicht nur auf der Ebene der Artikulation, sondern auf allen Ebenen beeinträchtigt. (Vgl. Sprachentwicklungsverzögerung und Sprachentwicklungsstörung)
Störung des orofazialen Muskelgleichgewichtes
Bei einer Störung des orofazialen Muskelgleichgewichts handelt es sich um ein muskuläres (Myo=Muskel) Ungleichgewicht im Bereich der mimischen Muskulatur, der Mund-, Kau-, Zungen-, Mundboden- und Gaumensegelmuskulatur.
Dieses muskuläre Ungleichgewicht kann unter bestimmten Bedingungen zu einer Myofunktionellen Störung (Schluckfehlfunktion) und / oder zu einer offenen Mundhaltung führen.
Folgende Symptome können Hinweis auf ein Myofunktionelles Syndrom sein:
Lippen:
Zunge:
Gesichts- und Kaumuskulatur:
Eine offene Mundhaltung bedeutet, dass der Mund des Patienten zum Atmen meistens geöffnet ist. Die Nasenatmung wird nicht genutzt.
Der Mund kann von Patient zu Patient unterschiedlich weit geöffnet sein.
Manchmal liegt die Zunge auch auf den unteren Zähnen oder zwischen den oberen und unteren Zähnen.
Der Gesichtsausdruck dieser Patienten wirkt schlaff und wenig ausdrucksstark.
Stottern
Stottern ist eine Störung des Redeflusses, tritt häufig situationsgebunden auf und kann großen Schwankungen unterliegen.
Art und Weise sowie die Häufigkeit der Stottersymptome müssen von den entwicklungsbedingten Redeunflüssigkeiten unterschieden werden, die bei ca. 75-80% aller Kinder im Alter von 3-5 Jahren während der Sprachentwicklung vorkommen können. Diese Phase dauert in der Regel einige Monate bis 1 Jahr.
Beim Stottern kommt es zu einer stärkeren Unterbrechung des Sprechablaufs.
Stottern wird durch folgende Symptome gekennzeichnet:
Außerdem können Mitbewegungen der Gesichtsmuskulatur, Körperanspannungen, Atemstörungen und andere Begleiterscheinungen hinzukommen.
Was Stottern nicht ist
Stottern ist
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Sprachtherapeutische Praxis
Simone Aichmann
Dipl.-Sprachheilpädagogin
Heilpraktikerin (Sprachtherapie)
Kaarster Straße 55
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Fon: 02131/549090
Fax: 02131/549091
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